Dieser Abschnitt widmet sich dem Einstieg in das Risikomanagement, welcher mit dessen sorgfältiger Vorbereitung einhergeht.
Nachdem bereits erhebliche Anstrengungen in die Planung Ihres Projekts geflossen sind, stellt die Identifikation potenzieller Risiken, die die fristgerechte Lieferung im vereinbarten Umfang und Qualitätsniveau sowie innerhalb des Budgetrahmens gefährden könnten, einen wesentlichen Bestandteil dieser Planungsphase dar. Ziel ist es, solche Szenarien zu vermeiden.
Was verstehen wir unter Risiko?
Ein Risiko ist eine potenzielle Bedrohung, die sich zu einem zukünftigen Problem entwickeln könnte, auch wenn sie derzeit noch nicht aufgetreten ist. Es handelt sich um mögliche zukünftige Ereignisse oder Zustände, die negative Auswirkungen auf das Projekt haben könnten, wobei stets eine gewisse Unsicherheit über ihr Eintreten besteht.
Es ist wesentlich, zwischen einem Risiko und einem Problem zu unterscheiden:
Es ist ebenfalls wichtig, einen Aspekt des Risikomanagements hervorzuheben, der sich mit sogenannten positiven Risiken befasst, die wir vorzugsweise als Chancen betrachten. Ziel ist es, die Wahrscheinlichkeit des Eintritts dieser Chancen zu erhöhen, um sie zu unserem Vorteil zu nutzen. In diesem Abschnitt liegt unser Fokus jedoch auf den negativen Risiken, die wir als Bedrohungen identifizieren.
Das Risikomanagement, oder Bedrohungsmanagement, umfasst die folgenden Schritte:
Die Planung des Risikomanagements setzt die Erstellung oder Bereitstellung von drei essenziellen Elementen voraus, die für die Identifizierung und Analyse von Risiken unerlässlich sind:
Diese Elemente bilden die Grundlage für ein systematisches Risikomanagement und ermöglichen eine strukturierte Herangehensweise bei der Bewältigung von Projektunsicherheiten.
Im Folgenden wird eine generische Liste von Risiken oder Risikokategorien präsentiert:
RisikenRisiken
Technische Risiken |
Definition des Umfangs Anforderungsdefinition Schätzungen, Annahmen und Einschränkungen Technische Prozesse Technologie Technische Schnittstellen |
Administrative Risiken |
Projektmanagement Programm-/Portfolio-Management Funktionale Manager Ressourcen Organisation Kommunikation |
Geschäfts Risiken |
Vertragliche Bedingungen Interne Beschaffungen Lieferanten Subunternehmer Kunde Partnerschaften |
Externe Risiken |
Gesetzgebung Wechselkurse Standorte, Einrichtungen Klima, Umwelt Wettbewerb |
Die Anwendung generischer Risikokategorien erleichtert es dem Projektteam, häufig auftretende Risiken, die spezifisch für die Art des Projekts sind, systematisch zu identifizieren. Diese methodische Herangehensweise ist wesentlich effizienter als ein unstrukturiertes Brainstorming. Durch die Analyse von Erfahrungen aus früheren Projekten kann Ihre Organisation wertvolles Wissen über häufige Stolpersteine sammeln. Dies ermöglicht eine individuelle Anpassung und Verfeinerung der Liste generischer Risiken, um sie noch besser auf das aktuelle Projekt abzustimmen.
Das zweite wesentliche Element im Risikomanagement ist das Risikoregister, das üblicherweise als Tabelle strukturiert ist. Es dient als zentrale Sammelstelle, in der alle identifizierten Risiken erfasst werden. Dieses Register kann als physisches Dokument, digitale Datei oder Datenbankeintrag gestaltet sein. Das Ziel ist es, einen strukturierten Überblick zu bieten, in dem Risiken nicht nur festgehalten, sondern auch fortlaufend mit zusätzlichen Informationen angereichert werden können, die während der Risikoanalyse und beim Entwickeln von Bewältigungsstrategien entstehen.
Ein Beispiel für das anfängliche Layout eines Risikoregisters könnte wie folgt aussehen:
Name des Risikos |
Risiko-nummer |
Wahrscheinlichkeit 1 bis 5 |
Auswirkung 1 bis 5 |
Art der Strategie |
Bewältigungs-Strategie |
Risiko-Verantwortlicher |
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Die präzise Festlegung von Wahrscheinlichkeiten und Auswirkungen ist entscheidend, um eine konsistente Risikobewertung im Team zu gewährleisten. Dieser Ansatz zielt darauf ab, den Einfluss subjektiver Einschätzungen in Diskussionen zu minimieren. So stellt sich beispielsweise die Frage, ob eine Budgetüberschreitung von 10.000 € schwerwiegender ist als eine Verzögerung von zwei Wochen. Zur Veranschaulichung und Unterstützung bei der Bewertung kann eine Matrix dienen, die Wahrscheinlichkeiten und Auswirkungen in Bezug auf die Projektziele kategorisiert.
Ein mögliches Format für eine solche Matrix könnte wie folgt aussehen:
Skala |
Wahrscheinlichkeit |
Auswirkung |
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Terminplan |
Kosten in € |
Qualität |
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5 Sehr Hoch |
>70% |
> 6 Monate |
> 500K |
Sehr signifikanter Einfluss auf die Gesamtfunktionalität |
4 Hoch |
51% – 70% |
3 ~ 6 Monate |
100K ~ 500K |
Signifikanter Einfluss auf die Gesamtfunktionalität |
3 Mittel |
31% – 50% |
1 ~ 3 Monate |
50K ~ 100K |
Einige Auswirkungen auf wichtige funktionale Bereiche |
2 Niedrig |
11%-30% |
1 ~ 4 Wochen |
10K ~ 50K |
Geringfügige Auswirkungen auf die Gesamtfunktionalität |
1 Sehr Niedrig |
1% – 10% |
1 Woche |
<10K |
Geringfügige Auswirkungen auf sekundäre Funktionen |
Die Festlegung von Wahrscheinlichkeits- und Auswirkungsdefinitionen ist stark abhängig von der Risikotoleranz Ihrer Organisation und den spezifischen Anforderungen Ihres Projekts. Beispielsweise kann in einem zeitkritischen Projekt eine Verzögerung von einem Monat als besonders gravierend eingestuft werden, wohingegen in kostenorientierten oder kleineren Projekten ein finanzieller Verlust von 200.000 Euro als äußerst bedeutsam betrachtet werden könnte. Diese Bewertungsskalen müssen individuell für jedes Projekt angepasst und festgelegt werden, wobei bereits bestehende Richtlinien Ihrer Organisation als Orientierungshilfe dienen können.
Zusammenfassend ist es von entscheidender Bedeutung, sich auf die Identifikation und Analyse von Risiken vorzubereiten, indem folgende Elemente erstellt werden:
Mit diesen Instrumenten kann Ihr Team beginnen, potenzielle negative Ereignisse zu identifizieren und zu klassifizieren, die ein Hindernis für das Erreichen der Projektziele darstellen könnten.