0 - GRUNDLEGENDE ELEMENTE
1 - INITIALISIEREN
2 - PLANEN
3 - AUSFÜHREN
4 - KONTROLLIEREN
5 - ABSCHLIESSEN

2.4 Den Lösungsentwicklungsansatz festlegen

Den Lösungsentwicklungsansatz festlegen

In diesem Abschnitt werden die Hauptarten von Ansätzen vorgestellt, die für die Erarbeitung einer Lösung herangezogen werden können, oft auch als Lebenszyklus der Lösungsentwicklung bekannt. Es gibt drei wesentliche Ansätze zur Entwicklung einer Lösung: den prädiktiven, den iterativen und den inkrementellen Ansatz. Der sogenannte agile Ansatz kombiniert Elemente des iterativen und inkrementellen Ansatzes.

Der Projektlebenszyklus umfasst alle Phasen oder Iterationen, in denen ein Projekt strukturiert ist. Abhängig von der Beschaffenheit und dem Typ des zu entwickelnden Produkts lassen sich unterschiedliche Projekt-Lebenszyklen bestimmen:

  • Prädiktive Lebenszyklen legen die Anforderungen an das Produkt und den zu liefernden Umfang gleich zu Beginn des Projekts fest. Planabweichungen und Änderungen gelten als Ausnahme.
  • Iterative und inkrementelle Lebenszyklen entwickeln das Produkt schrittweise weiter, wodurch eine laufende Präzisierung der Anforderungen ermöglicht wird.
  • Durch den iterativen Ansatz wird der Lösungsumfang in kurzen Zyklen kontinuierlich verbessert, indem regelmäßig Feedback eingeholt und umgesetzt wird.
  • Der inkrementelle Ansatz ergänzt in jeder Phase neue Funktionen zum Produkt und schließt diese jeweils ab.
  • Agile Lebenszyklen kombinieren iterative und inkrementelle Elemente.

Lassen Sie uns dies an einem Beispiel veranschaulichen.

Prädiktiver Lösungsansatz

Stellen Sie sich vor, ein Projekt wird ins Leben gerufen, um ein Schlagloch zu reparieren. Bei genauer Kenntnis der Schlaglochmaße und klar definierten Anforderungen ist der Arbeitsablauf vorhersehbar. Der Prozess beginnt mit der Erfassung der Maße und Anforderungen, gefolgt von der Planung und Vorbereitung der Reparaturform. Anschließend wird der Beton eingesetzt, die Oberfläche bearbeitet und schließlich das Schlagloch verfüllt. Dieser sequenzielle Ablauf ist als Wasserfall- oder prädiktiver Ansatz bekannt und setzt voraus, dass alle Anforderungen von Beginn an bekannt und eindeutig sind. Fehlt jedoch das genaue Wissen über die Dimensionen des Schlaglochs, gestaltet sich dieser Ansatz als schwierig oder ist unter Umständen sogar nicht durchführbar.

Iterativer Lösungsansatz

In diesem Beispiel sind die genauen Maße des Schlaglochs unbekannt, daher entscheiden Sie sich, einen Betonblock zu meißeln, um die Lücke zu schließen. Diese kontinuierliche Feinabstimmung durch Meißeln, Ausprobieren und weiteres Meißeln führt dazu, dass der Betonblock schließlich perfekt in das Schlagloch passt. Durch diesen Prozess der wiederholten Anpassung, auch Iterationen genannt, erreichen Sie eine ideale Passform des Blocks im Schlagloch, selbst ohne genaue Kenntnis der Maße oder spezifischen Anforderungen. Dieses Vorgehen wird als iterativer Ansatz bezeichnet.

Inkrementeller Lösungsansatz

In einer alternativen Methode zur Lösung des komplexen Problems könnte man einen standardisierten Betonblock herstellen, der das Schlagloch nur ungefähr ausfüllt, und diesen dann dem Kunden übergeben. Der Kunde setzt den Betonblock ins Schlagloch ein und gibt Feedback zu den noch offenen Stellen. Auf Grundlage dieses Feedbacks fertigen Sie dann zusätzliche, kleinere Betonstücke an und füllen nach und nach die verbleibenden Lücken, wobei Sie sich jedes Mal auf das neueste Kundenfeedback stützen. Dieser Prozess wird als inkrementeller Ansatz bezeichnet. Hierbei muss der Kunde nicht auf das Projektende warten, um einen Nutzen zu ziehen. Bereits mit der Erstbefüllung ist das Schlagloch teilweise verfüllt; es bleiben zwar Lücken, diese werden jedoch kontinuierlich weniger. So kann der Kunde jeden Fortschritt, jedes sogenannte Inkrement, nutzen und dennoch laufend weitere funktionale Anforderungen bis zum Abschluss des Projekts einbringen. Auf diese Weise lässt sich die Lücke auch ohne genaue Kenntnis der anfänglichen Maße schrittweise mit einem inkrementellen Ansatz schließen, wobei der Kunde bereits frühzeitig einen Mehrwert erhält.

Agiler Lösungsansatz

Diese Methode bietet eine innovative Lösung für komplexe Probleme, insbesondere wenn zu Beginn keine klaren Anforderungen vorliegen. Angenommen, Sie haben keinerlei Informationen über die Größe des Schlaglochs. In einem solchen Fall könnten Sie sich dazu entschließen, mit der Lieferung kleinerer Steine zu beginnen, um das Schlagloch nach und nach zu füllen – ein Vorgehen, das dem inkrementellen Ansatz ähnelt. Basierend auf fortlaufendem Kundenfeedback liefern Sie Steine in den passenden Größen und Formen. Einige Steine müssen eventuell nachbearbeitet werden, um besser in das Schlagloch zu passen, wie in einem iterativen Ansatz. Dabei entscheidet der Kunde, ob eine solche Anpassung eines bereits gelieferten Steins sofort oder zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen soll. Manchmal bevorzugt der Kunde das Hinzufügen neuer Steine (inkrementell) gegenüber der Perfektionierung eines bereits gelieferten, der nicht ideal passte (iterativ). Die Entscheidung liegt beim Kunden, und diese Kombination aus einer iterativen und einer inkrementellen Vorgehensweise macht den Agilen Ansatz aus. Dies ist manchmal eine sehr effektive Strategie im Umgang mit vielen Unbekannten und/oder unklaren Anforderungen und wird als agiler Ansatz bezeichnet, der Merkmale sowohl des iterativen als auch des inkrementellen Ansatzes vereint.

Zwischenfazit

Wir haben den prädiktiven, iterativen, inkrementellen und agilen Ansatz betrachtet. Diese Übersicht, die durch die begleitende Grafik unterstützt wird, soll Ihnen helfen, sich die verschiedenen Lebenszyklusmodelle, die Sie für die Entwicklung Ihrer Lösungen einsetzen können, leichter zu merken.

Beispiel eines Onlinesystems

Jetzt nehmen wir die besprochenen Konzepte und wenden sie auf das Beispiel unserer Onlinelösung zur Erhöhung der Transparenz von Transaktionen an.

Prädiktiver Ansatz (auch als “Wasserfallmodell” bekannt)

Falls zu Projektbeginn alle Anforderungen bekannt und eindeutig definiert sind, bietet sich der prädiktive Ansatz an. In diesem Fall werden die Projektphasen nacheinander abgearbeitet, um schließlich eine umfassende Onlinelösung bereitzustellen.

Iterativer Ansatz

Wenn die Anforderungen zu Projektbeginn nicht eindeutig sind, ist der iterative Ansatz besonders geeignet. Er startet mit einer Basisversion der Onlinelösung. Kundenerfahrungen und -feedback fließen in wiederkehrenden Zyklen ein, um die Lösung kontinuierlich zu verfeinern, bis sie den Erwartungen entspricht. Parallelarbeit an allen Prozessen und für jede Produktlinie, einschließlich Buchhaltung, Vertrieb und Logistik, fördert von Beginn an eine lückenlose Integration und Konsistenz. Dieser Ansatz erlaubt es Kunden, ihre Anforderungen schrittweise zu formulieren. Die Gesamtlösung wird so in fortlaufenden Zyklen den sich wandelnden oder neu entstehenden Anforderungen angepasst und verbessert.

Inkrementeller Ansatz

Mit dem inkrementellen Ansatz starten wir in unserem Beispiel mit einem Onlinesystem, das bereits in seiner Anfangsversion als funktionsfähig betrachtet wird, sich aber zunächst auf einen bestimmten Produktbereich beschränkt. Ein erster Schritt könnte sein, die Transparenz aller Transaktionszustände innerhalb einer ausgewählten Produktlinie zu ermöglichen. So erhält der Kunde die Möglichkeit, das System in Gebrauch zu nehmen, ohne auf die vollständige Umsetzung der neuen Transaktionsverfolgungsmethode für das gesamte Produktsortiment warten zu müssen. Dies bildet das erste Inkrement. In darauf folgenden Inkrementen erweitern wir das System sukzessive um weitere Produktlinien, sodass schrittweise mehr Bereiche von der neuen Lösung profitieren.

Agiler Ansatz

Beim agilen Ansatz kombinieren Sie den iterativen mit dem inkrementellen Ansatz. Wie im inkrementellen Modell beschrieben, stellen wir zunächst eine funktionsfähige Version des Online-Systems bereit, die der Kunde nutzen kann. Dies entspricht dem ersten Inkrement. Im Unterschied dazu ermöglicht der agile Ansatz dem Kunden jedoch, aktiv mitzuentscheiden, ob in einem nächsten Schritt die bereits entwickelten Funktionen auf eine neue Produktlinie ausgeweitet werden oder ob für die bestehende Produktgruppe zusätzliche Funktionen entwickelt werden sollen.

Nehmen wir beispielsweise an, im vorherigen Inkrement wurde eine Funktion implementiert, die den Lieferstatus mit „Das Produkt ist auf dem Weg zu Ihnen“ anzeigt, ohne weitere Details zu liefern. Im nächsten Schritt könnte das Entwicklungsteam genau definieren, was „auf dem Weg zu Ihnen“ bedeutet, indem es detaillierte Zustände einführt: Zustand 1) Das Produkt hat unser Lager verlassen; Zustand 2) Das Produkt befindet sich im Hauptverteilzentrum des Versandunternehmens; Zustand 3) Das Produkt ist im regionalen Verteilzentrum; Zustand 4) Das Produkt ist unterwegs zu Ihrem Zuhause; und Zustand 5) Das Produkt wurde an Ihrer Adresse zugestellt.

Alternativ kann der Kunde entscheiden, dass das nächste Inkrement die Funktionalität auf einer ziemlich allgemeinen Ebene von “auf dem Weg zu Ihnen” belässt, aber das Team implementiert sie in einer neuen Produktreihe.

In jeder Projektphase, ob Iteration oder Inkrement, entscheidet der Produktverantwortlicher über die Einführung neuer Funktionen, die Verbesserung bestehender Funktionen oder deren Implementierung in weiteren Produktlinien. Der Entwicklungsprozess wird durch kontinuierliche Kundenfeedbacks und neue Anforderungen vorangetrieben und dauert an, bis die Zielsetzungen hinsichtlich Funktionen, Anwendungsbereich und Qualität erreicht sind oder das Budget ausgeschöpft ist. Die Kombination aus iterativem und inkrementellem Vorgehen versetzt das Team in die Lage, sich dynamisch an veränderliche Startbedingungen anzupassen.

Allerdings eignen sich nicht alle Produkte gleichermaßen für inkrementelle, iterative oder agile Ansätze. Besonders bei einigen Produkten können Änderungen, vor allem in späten Entwicklungsphasen, problematisch sein. Physische Produkte sind oft weniger geeignet für progressive Entwicklungsmethoden. Generell gilt: Je näher ein Produkt der Massenproduktion kommt, desto schwieriger ist es, wichtige, zuvor übersehene Anforderungen nachzutragen.

Zudem führt die Flexibilität im Lieferumfang, die agile Methoden mit sich bringen, dazu, dass einige Professionals des Projektmanagements diese eher als Produktentwicklungsmethoden denn als Projektmanagementansätze betrachten.

Um zusammenzufassen, werfen wir noch einmal einen Blick auf die Grafiken, die den prädiktiven, iterativen, inkrementellen und agilen Ansatz veranschaulichen.

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